UNSERE VEREINSGESCHICHTE
Über die wahren Gründe, die im Jahre 1894 dazu geführt haben, in Berge einen eigenen Schützenverein zu gründen, lässt sich Bestimmtes nicht sagen, denn in den Satzungen heißt es:
“In Folge des vielfach ausgesprochenen Wunsches, sollte ein eigenständiger Schützenverein in der Gemeinde Berge gegründet werden, der von den Kirchspielen Rhynern getrennt sein sollte.”
Als Gründungsdatum ist der 17.03.1894 anzusehen.
Der damalige Amtmann des Amtes Rhynern, Enters, bestätigte durch seine Unterschrift, dass die Unterzeichner der Vereinsstatuten den Vorstand des Schützenvereins Berge bilden sollten und dass mit dieser Unterschrift die rechtskräftige Gründung vollzogen war.
Den Vorstand bildeten nachstehend aufgeführte Personen, genannt Delegierte. Sie wurden für sechs Jahre gewählt.
W. Heimsoth | Hauptmann |
F. Krabusch | Schriftführer |
H. Schulze Berge | Offizier |
C. Schwinde | Offizier |
J. Lütke | Offizier |
W.Blüggel | Adjudant |
W. Krähling | Stellvertreter |
H. Böinghoff | Offizier |
M. Bierkämper | Offizier |
A. Berkemeier | Offizier |
Als sich im Jahre 1902 auch noch ein Spielmannszug angliederte, hatten die Festzüge eine besondere Bedeutung für das ganze Dorf und fanden bei den Zuschauern Begeisterung und Anerkennung. Von Jahr zu Jahr stieg die Zahl der Mitglieder.
Im Jahr 1904 waren durch eine Verfügung des Regierungspräsidenten die Feierlichkeiten des Schützenfestes auf einen Tag reduziert worden. Diese Regelung änderte sich aber bald wieder. Als Festwirte werden von alters her W. Fischer und C. Nattkemper genannt. Vom Jahre 1905 ab, erscheint auch in den Protokollbüchern der Wirt Sütau. Seitdem wechselt das Festlokal unter diesen drei Gastwirten, denen auch gleichzeitig die Beschaffung des Festzeltes oblag. Eine kleine Sensation brachte das Schützenfest im Jahre 1909. Als der damalige Hauptmann Ferdinant Müller mit dem ersten Schuss, den er als Ehrenschuss für Kaiser, König und Vorstand abgab, die Krone abschoss. Dieses Ereignis wurde vor lauter Begeisterung sofort telegrafisch an seine Majestät den Kaiser nach Berlin gemeldet. Mit Stolz wird noch heute bei unseren Unterlagen ein Antwortschreiben des Oberhofmarschallamtes seiner Majestät des Kaisers und Königs vom 27. Juni 1909 aufbewahrt. In diesem Schreiben wird mitgeteilt, dass das von der Schützengesellschaft Berge gesandte Telegramm vom 26. Juni 1909 an das geheime königliche Kabinett weitergeleitet worden sei.
So flossen die ersten Jahre im Schützenverein Berge im geordnetem Gleichschritt dahin. Eine Unliebsame Unterbrechung aller Feierlichkeiten brachte dann der 1. Weltkrieg. Dieser riss auch in den Reihen der Schützengesellschaft große Lücken. 26 Kameraden kamen nicht zurück. Erst 1920 konnte wieder ein Schützenfest gefeiert werden. Um den gesetzlichen Vorschriften nachzukommen, wurde im Jahre 1930 ein Kugelfang erworben. Dieser überstand den folgenden Bombenkrieg, wurde aber später von verantwortungslosen Elementen umgeworfen und zerstört. Seit eh und je fand das Vogelschießen auf Blüggels Wiese statt. In den ersten Jahrzehnten thronte der Vogel auf freier Stange. Aber ein anderer Mißstand bereitete dem Verein große Kopfschmerzen. Das Gelände oder die Wiese war zu sumpfig. Wir alle wissen, wie feucht so mancher Sommer war. Was wurde nicht alles versucht, um die Wiese begehbar zu machen? Wie oft musste die hilfreiche Feuerwehr mit ihren Pumpen eingreifen? Fuhren Asche wurden angefahren, große Mengen von Strohballen sollten die Feuchtigkeit bannen. Zu den Theken wurden Planken verlegt. Aber gefeiert wurde trotzdem zünftig. Dann kam der zweite Weltkrieg, der mit viel Blut und Tränen über unser Volk dahinraste. Er hinterließ auch in unserer kleinen Gemeinde ein grauenvolles Elend von Tod und Verderben, welches in unserer Generation unvergessen bleiben wird. Draußen am Kriegerdenkmal sind die Namen der Jünglinge und Männer verzeichnet, die so manches Fest im Frieden unter der Schützenfahne gefeiert haben. Auch hier seien in unauslöschlicher Dankbarkeit die genannt, mit deren Herzen die Gefallenen im Leben verbunden waren. “Ehre ihrem Andenken!”
So endeten die Aktivitäten des Vereins im Jahre 1941, hier wurden gemäß dem noch vorliegenden Beitragsbuch die letzten Beiträge eingesammelt, danach schweigen die Chronisten.
Unmittelbar nach dem Krieg und die ersten Jahre danach war es den Deutschen nicht erlaubt, Waffen zu besitzen oder Vereine zu gründen. Der Gemeinschaftsgeist in der Gemeinde Berge war aber wieder so stark gewachsen, dass sich einige Bürger entschlossen, die Schützengesellschaft Berge wieder ins Leben zu rufen. So lauten die ersten Sätze des neuen Protokollbuches “Durch die Initiative einiger alter Schützenbrüder gelang es ihnen, am Sonntag, den 05. Juli 1950 im alten Vereinslokal Nattkemper eine Versammlung der Schützengesellschaft Berge wieder durchzuführen. Es trafen sich 58 Mitglieder, erster Versammlungsleiter war der letzte Schützenhauptmann Grundmann, der um 20.30 Uhr die Versammlung eröffnete. Als erster Hauptmann wurde durch die Versammlung Schützenbruder Heimühle gewählt, sein Vertreter wurde Schützenbruder Grundmann.” Der Verein war noch im besitz von einem Barvermögen in Höhe von wörtlich 231,75 RM, aufgewertet also ein Betrag von 23,00 DM. Zum 04. Februar 1951 wurde die erste Jahreshauptversammlung einberufen, in der der komplette Vorstand gewählt wurde und der Termin für das erste Schützenfest nach dem Krieg auf den 23. und 24. Juni 1951 festgelegt wurde. Das Leben in der Schützengesellschaft Berge war wieder erwacht, es konnte losgehen. Die Mitgliederzahl betrug immerhin 133 Personen. In dieser Jahreshauptversammlung wurde weiterhin etwas beschlossen, was bis heute Tradition in Berge hat. Die sog. “Letzte Versammlung vor dem Fest”. Diese sollte gem. Protokoll 14 Tage vor dem Schützenfest stattfinden, und das tut sie bis in die heutige Zeit, wenn auch nicht mehr genau 14 Tage vor dem Fest. Zu dieser Versammlung begrüßte am 10. Juni 1951 der damalige Vorsitzende Heimühle die zahlreich erschienenen Schützenbrüder und Schützenschwestern, es wurden die Regularien für das Schützenfest festgelegt, zum Teil Dinge, die heute noch Bestand haben, so z. B. wurde ein Königsgeld in Höhe von DM 200,00 beschlossen, ebenso wurde die neuformierte Avantgarde vorgestellt und “abgenommen” einschl. Spielmannszug, der seinerzeit aus Werries kam. Die Mitgliederzahl des Vereins bertrug zu diesem Zeitpunkt 140. Und ein weiteres wurde in diesen Wiedergründungszeiten eingeführt, einige altere Mitglieder erinnern sich vielleicht noch gerne daran. Die sog. “Rechnungslage”, eine Versammlung, in der über Einnahmen und Ausgaben des Schützenfestes berichtet wurde. Die erste Versammlung fand am 28. Juli 1951 im Lokal Nattkemper statt und berichtete über ein gelungenes Schützenfest. Der Verein hatte nun ja auch wieder einen Schützenkönig, Heinrich I (Heimühle), aber auch die Kassenabrechnung konnte sich für damalige Verhältnisse sehen lassen, hierzu vermerkte der Chronist, dass nach dem Schützenfest ein Kassenbestand von 616.17 DM vorlag. Es folgten Jahre des Aufbaus. Ein Kugelfang musste in “Blüggels Wiese” wieder erstellt werden, die Schützenwiese selbst war teilweise in sehr schlechtem Zustand. Über die nächsten Jahre hinweg war dies ein Thema in allen Versammlungen. Dass die Feste gut besucht waren, geht aus einer Protokollnotiz aus dem Jahre 1952 hervor, die davon berichtet, dass eine größere Theke bei den Schützenfesten erforderlich geworden ist, der Verein war mitlerweile auf 240 Mitglieder angewachsen. Im Jahre 1953 wurde dann zu den beiden Vorsitzenden ein 3. Mann hinzugewählt, der das Amt des 1. Hauptmanns bekleidete. Es war Karl Heimühle, der sog. “kleine Karl” führte nun zusammen mit Heinrich Grungmann und Heinrich Heimühle den Verein. In der Jahreshauptversammlung 1953 wurde auch das erste Mal über die Bildung einer Schießgruppe nachgedacht und hierfür ein Gewehr angeschafft. Bereits im Jahre 1954 hatte sich der Verein so weit gefestigt, dass man darüber nachdachte, ein Jubelfest zum 60. Geburtstag zu Feiern und hierzu auch ein Festbuch herauszugeben. In der Generalversammlung beschloss man beides und der Chronist berichtet von eiem gut verlaufendem Jubelfest zum 60. Geburtstag des Vereins.
So gingen Jahre harmonischen Vereinsleben ins Land. Im Jahre 1954 beschloss die Jahreshauptversammlung, die seinerzeit überigens traditionsgemäß immer am Neujahrstag abgehalten wurde, dass der Verein in das Vereinsregister beim Amtsgericht aufgenommen werden sollte und hierzu eine entsprechende Satzung erstellt wird. Die Geburtsstunde des sog. “e. V.” hatte geschlagen. Aber auch einige Personalien sollen genannt werden, Männer, die für Jahre das Vereinsleben prägten. So wurde Karl Pilger im Jahre 1957 als erster Kassierer gewählt, Heinrich Kallerhoff wurde sein Vertreter. Major Heimühle trat im Jahre 1958 von seinem Posten als Vereinsführer zurück, als sein Nachfolger wurde Karl Heimühle, der schon einmal erwähnte “kleine Karl” gewählt. Dieser verstarb aber plötzlich im Jahre1959, nach erst 2 Jahren Amtsführung als Vorsitzender. Die Jahreshauptversammlung am 02.01.1960 stand noch ganz unter dem Schock des plötzlichen Ablebens, so der Chronist, als man Heinrich Grundmann zum 1. Vorsitzenden und Heinrich Lüke zu seinem Stellvertreter wählte. Im Jahre 1961 trat der bis dahin tätige Schriftführer Franz Brosch zurück, sein Nachvolger wurde Willi Pilger.
Mit dieser Führungsmannschaft ging man in die sechziger Jahre. Der Verein war inzwischen auf 300 Mitglieder angewachsen und das Vereinsleben gestaltete sich sehr rege. So wurde das Kinderschützenfest in den Jahren 1961/62 ins Leben gerufen, eine Schießgruppe formierte sich im Jahre 1962 nach Vorbereitungen durch Schützenbruder Wilhelm Hokamp neu und man diskutierte in diesen 2 Jahren sehr rege, ob der Kugelfang nicht an anderer Stelle aufgestelle werden soll, da Blüggels Wiese an der Bundesbahn für den Verein nicht mehr als idealer Standort angesehen wurde. Im Jahre 1963 war es dann soweit. Nach Zustimmung der Generalversammlung wurde der Kugelfang von Blüggels Wiese zu Weyer’s Gänsekamp versetzt. Für den Leser liest sich dies leicht, Für die damals betroffenen war dies aber eine sehr große Leistung und zeugte von großem Zusammenhalt, zumal die Vereinskasse nicht sehr üppig ausgestattet war und man daher auf Eigenleistung angewiesen war. Mit großem Engagement des Vorstandes schaffte man es aber trotzdem und 1963 wurde das erste Mal in der Vereinsgeschichte im Ostdorf der Vogel abgeschossen, ein Ort, an dem der Verein bis zum Jahre 1990 seine Heimat haben sollte. Die Schützenfeste wurden aber weiterhin bei den ortsansässigen Wirten gefeiert. Im Jahre 1965 aber wurde eine Ausnahme beschlossen. An der Bogenstraße wurde das Schützenfest unter einem Zelt des Unternehmers Helm, Westtünnen gefeiert, so der Chronist. er schweigt sich aber aus, warum. Im Jahre 1966 wurde dann in einer Versammlung, die nur diesen Tagespunkt beinhaltete, beschlossen, wieder bei den Wirten, hier Herbert Weber, zu Feiern.
Dieser Jahrzehnt stand aber auch unter dem Zeichen des 75jährigen Jubiläums. Bereits 1965 beschloss die Generalversammlung die Anschaffung einer neuen Vereinsfahne, die zu diesem Jubiläum im Jahre 1969 fertiggestellt sein sollte. Durch alle Versammlungen hindurch ist Sparwille zu erkennen, um dieses Fest gestalten zu können, da der Verein nicht über Reichtümer verfügte. So wurde in jeder Versammlung für die neue Vereinsfahne gesammelt, um diese aus Spenden finanzieren zu können und größere Ausgaben wurden immer unter Hinblick auf das Jubelfest zurückgestellt. Der Verein wuchs auf über 300 Mitglieder an, wechsel in der Führungsmannschaft waren nicht zu verzeichnen und so erreichte man das Jubeljahr 1969.
In der Generalversammlung dieses Jahres, die ganz im Zeichen des bevorstehenden Jubelfestes stand, trat der langjährige Kassierer Karl Pilger zurück, sein Nachvolger wurde Heinrich Kallerhoff, der dieses Amt die ganzen 70-iger Jahre innehaben sollte, sein Vertreter wurde Werner Beilenhoff. Aber auch das Amt des Schriftführers wechselte von Willi Pilger auf Albert Knülle. Die Auflage eines Festbuches wurde beschlossen, welches über Anzeigen zu finanzieren sei. So gerüstet sah man dem Jubelfest entgegen und der Chronist berichtet von einem gelungenem Fest, bei dem erstmals ein namhafter Überschuss erwirtschaftet wurde. Der Verein war 75 Jahre alt (jung) geworden.
So ging man am 10.01.1970 in die 70-iger Jahre. In dieser Versammlung trat der langjährige 1. Vorsitzende Heinrich Grundmann zurück, als sein Nachfolger wurde Heinrich Lüke gewählt. Bei der Wahl zum 2. Vorsitzenden stellten sich 3 Bewerber zur Wahl, aus der Paul Meyer als Sieger herforging. Das neue Jahrzehnt begann wiederum mit einer neuen Führungsmannschaft. Und diese hatte gleich eine schwierige Aufgabe zu lösen, da, so der Chronist, Frau Nattkemper nicht mehr bereit war das Schützenfest zu übernehmen und der Gastwirt Weber nicht in der Lage war, ein ausreichend großes Zelt aufzubauen. So hatte man mit dem Festwirt Helm in Westtünnen verhandelt, und dieser hatte die Übernahme des Festes zugesagt. Hierzu mußte aber auch die Platzfrage geklärt werden. Jetzt traf man eine historische und für den Verein sehr förderliche Entscheidung. Zum einen wurde ab sofort in einem großen Festzelt gefeiert, zum anderen gelang es, den Schützenplatz an der Ostdorfstraße von Otto Teimann zu pachten, wo für die nächsten 20 Jahre der verein eine Heimat gefunden hatte. Die Entscheidung, feiern im Zelt, hat heute noch Gültigkeit. Die weiteren Jahre waren geprägt durch Aufbauarbeiten am Mitgliederstand, der innerhalb von 3 Jahren um 60 auf 360 Mitglieder im Jahre 1974 wuchs. Aber auch der Weg unserer Frauen im Verein begann, denn in der Generalversammlung des Jahres 1974 wurde erstmals diskutiert, ob Frauen am Vogelschießen teilnehmen dürfen oder nicht. Seinerzeit wurde dies positiv beschieden. Somit hatten erstmals Frauen Anteil am Vereinsgeschehen, wenn auch zunächst als Mitglieder der Schießsportabteilung.
Das Jahr 1975 war das Jahr eines erneuten Wechsels in der Führungsspitze des Vereins. Vorsitzender Heinrich Lüke war im Jahr 1974 plötzlich verstorben, sodass in der Generalversammlung 1975 ein neuer Vorsitzender gewählt werden musste. Man fand diesen in der Person des 2. Vorsitzenden, Paul Meyer, der von nun an die Vereinsgeschicke lenken sollte. Sein Vertreter wurde Josef Wittkemper. Die neue Führungsmannschaft lenkte den Verein durch den Rest der 70-iger Jahre, die geprägt waren von gut besuchten Schützenfesten und einer Öffnung des Vereins nach aussen. Viele Freundschaften zu Nachbarvereinen, die heute noch andauern, wurden in dieser zeit geschaffen. Aber auch auf dem Schützenplatz hatte man sich eingerichtet, eine Laube war entstanden, feste Einzäunungen vermittelten das Gefühl von Heimat für den Verein, viele Veranstalltungen wurden durchgeführt und förderten das Vereinsleben. So wurde das Kinderschützenfest auf den Schützenfestsonntag verlegt, das Stern- und Bierkönig-schießen gegründet. Und der Verein wuchs, seine Mitgliederzahl betrug am Ende des Jahrzehnts 495.
Eine weitere für den Verein sehr fördeliche Entscheidung wurde im Jahr 1979 getroffen. Man wollte das bisher immer noch in weyers Gänsekamp durchgeführte Vogelschießen auf den Festplatz verlegen, um ein Außeinanderreißen des Festes in Zukunft zu verhindern. Hierzu wurde beschlossen, einen fahrbaren Kugelfang anzuschaffen, nachdem man im Jahre 1977 bereits einen eigenen Toilettenwagen in Eibenarbeit erstellt hatte. Dieser fahrbare Kugelfang wurde dann in schnellster Arbeit erstellt und konnte zum Schützenfest 1979 das erste Mal benutzt werden. Somit ging eine lange Ära, Schießen in Weyers Gänsekamp, nach 17 Jahren zu Ende. Für die Schützenfeste war dies aber sehr förderlich, denn man brauchte den Festplatz nicht mehr zu wechseln, ein Umstand, der weiter zum Gedeihen des Vereins beitrug.
Und so ging man in die 80iger Jahre. Die Mitgleiderzahl war mitlerweile auf über 500 angewachsen. In der Jahreshauptversammlung 1981 gab es dann einen weiteren Wechsel in der Vereinsführung. Der langjährige 2. Vorsitzende Josef Wittkemper trat aus gesundheitlichen Gründen zurück, als Nachvolger wurde Klaus Böning gewählt. Und noch einen herben Verlust gab es in dieser Versammlung zu beklagen. Der langjährige Kassierer Heinrich Kallerhoff war plötzlich verstorben, als sein Nachvolger wurde Heinrich Beilenhoff gewählt. In der Jahreshauptversammlung trat dann der Schriftführer Albert Knülle zurück und wurde durch Horst Breitenbach ersetzt. Im Jahr 1983 starb dann der erst vor 2 Jahren gewählte 1. Kassierer Heinrich Beilenhoff, der durch Günter Loecke ersetzt wurde. Somit war bis auf den ersten Vorsitzenden die gesammte Führungsmannschaft ausgewechselt. Es ging aber auch im Vereinsleben voran. Das Kaiserschießen, heute fester Bestandteil, wurde 1981 ertmalig durchgeführt. Erster Kaiser wurde der damalige 2. Vorsitzende Klaus Böning. Aber auch das Kinderschützenfest war inzwischen zu einem großen Tag für die Kleinen herangewachsen, hervorragend geleitet durch die Vorstandsmitglieder Horst Thomas und Wilfried Hohaus. Stern- und Bierkönigschießen wurden weiterhin durchgeführt, ein Osterfeuer wurde 1983 erstmalig abgebrannt und zählt heute zu einer der beliebtesten Veranstaltungen im Verein sowie die Weihnachtsfeier, die durch die Schießgruppe 1984 ertmalig durchgeführt wurde. Die Öffnung nach außen wurde vollzogen. Viele befreundete Schützenvereine wurden besucht und wir erhielten Gegenbesuche. Für uns alle heute eine Selbstverständlichkeit. Die Schützenfeste wurden von der Bevölkerung immer besser besucht, was vielleicht auf den Umstand zurückzuführen war, dass man auf einem Festplatz jetzt alles feiern konnte und nicht mehr nach dem Vogelschießen umgebaut werden brauchte. Aber auch eine Änderung im Musikangebot zu den Tanzveranstaltungen wird einen Teil dazu beigetragen haben. Man verpflichtete jetzt abends Tanzkapellen und verzichtete auf die traditionelle Blasmusik, die aber weiterhin zu den Ausmärschen und zu den Platzkonzerten aufspielte.
Und noch einen Schritt tat der Verein im Jahre 1985. Auf Antrag des Vorstandes beschloss die Versammlung eine Satzungsänderung, die zwar gravierend war, die es dem Verein aber erlaubte, vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt zu werden, ein Umstand, der in späteren Jahren einmal sehr wichtig werden sollte. Dass aber auch kontrovers im Verein diskutiert wurde, zeigt die Vereinsversammlung 1986. Hier stellten einige Damen der Sportschützenabteilung den Antrag, in den Verein als ordentliches Mitglied aufgenommen zu werden. Nach einer kurzen Diskussion wurde dieser Antrag aber von den anwesenden Mitgliedern (in der Mehrzahl natürlich Männer) mit 40 zu 22 Stimmen abgelehnt, was bei den anwesenden Damen wiederum auf so großes Missfallen stieß, dass sie die Versammlung aus Protest verließen. Der Vollständigkeit halher sei hier noch gesagt, dass die Damen am Schützenfest 1986 trotzdem teilnahmen und diese Entscheidung 1987 revidiert wurde. Heute können wir uns unsere Damen im Vereinsleben und in den Ausmärschen nicht mehr wegdenken. Mit Carola Stinsky wurde 1993 die erste Frau als ordentliches Mitglied in den Vorstand gewählt. Es entstand aber auch eine neue Abteilung im Verein. Auf Wunsch vieler Mitglieder, nicht mehr als “wilder Haufen” im Festumzug hinten mitmaschieren zu müssen, wurden grüne Kittel angeschafft und verkauft. Diese Grünkittelabteilung hat mitlerweile sehr großen Zulauf und besteht, wenn sie auch keine feste Struktur hat, aus über 70 Schützenbrüdern.
Natürlich ging es auch im übrigen Vereinsgeschehen weiter. Der langjährige Vorsitzende Paul Meyer trat mit den Worten zurück, dass es jetzt , bei guter Kassenlage und gutem Mitgliederstand (der Verein zählte mittlerweile 560 Mitglieder) an der Zeit sei, den Verein an eine jüngere Generation zu übergeben. Als sein Nachvolger wurde Klaus Böning gewählt, sein Vertreter wurde Werner Wenzel. Beide dankten Paul Meyer für seine 17-jährige Zeit als Vorsitzender , davon 13 Jahre als 1. Vorsitzender und ernannten ihn zum Ehrenoberst. Neben dem harmonischen Vereinsleben und ständig steigender Mitgliedszahl (diese betrug zum Ende des Jahrzehnts 613) waren die 80-iger Jahre von einer weiteren Sache geprägt. Der Wunsch der Mitglieder nach einer eigenen Heimstadt für den Verein wurde immer stärker.
So begaben sich die Verantwortlichen auf die Suche nach entsprechenden Möglichkeiten. Und diese Suche sollte bis zum Ende des Jahrzehnts dauern, bis der Verein dann endlich am Langewanneweg unterhalb der Wassertürme eine neue Heimat fand. Am 27.10.1990 konnte das neue Schützenheim mit Schützenplatz dem Verein zur Nutzung übergeben werden, eine Investition für die Zukunft, die sich für den Verein bisher als sehr positiv herausgestellt hat, stieg doch seine Mitgliederzahl auf mittlerweile 770 Schützenschwestern und Schützenbrüder an.
In den weiteren Jahren wurde das 100-jährige Bestehen zum fast einzigen Thema der Versammlungen. Doch die lange Vorbereitungszeit hatte sich gelohnt. So wurde eine 150 Seiten starke Festschrift herausgebracht. Hier schreiben die beiden Vorsitzenden Klaus Böning und Werner Wenzel in ihren Begrüßungsworten wie folgt:
Die Schützengesellschaft Berge, “unser Verein”, wird in diesem Jahr 100 Jahre alt, für uns Anlass, einen Blick zurück in die Geschichte aber auch in die Zukunft zu tun. Der Verein, 1894 als Abspaltung des Schützenvereins Rhynern und Berge gegründet, hatte sich zur Aufgabe gestellt, in der Dorfgemeinschaft Berge Gemeinschaftsgeist zu pflegen. Kameradschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl sollten gefördert werden und hat diesen Verein letztlich 100 Jahre alt werden lassen. Wie aus den folgenden Beiträgen dieses Festbuches ersichtlich, hat sich der Verein aus kleinen Anfängen zu seiner heutigen Größe von fast 800 Mitgliedern entwickelt. Viele Gründe lassen sich für diese positive Entwicklung finden, wir denken aber, dass der Grundgedanke, den unsere Gründungsväter im Jahre 1894 prägten, diesen Verein in über 100 Jahren zusammengehalten hat und als Kern bis über den heutigen Tag hinaus Gültigkeit haben wird. Kameradschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl sind Werte, die vielleicht gerade in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit wieder Anklang finden. Vermutlich läßt sich hieraus der starke Zuspruch erklären, den wir gerade in der jüngsten Vergangenheit erfahren haben.
Wir danken an dieser Stelle all denen, die in den vergangenen 100 Jahren dazu beigetragen haben, dass unser Verein auch schwere Zeiten überlebt hat und sich heute unseren Mitbürgern so positiv darstellen kann. Wir laden all diejenigen , denen Zusammengehöhrigkeit und Kameradschaft noch wichtige Attribute sind, ein, bei uns mitzuwirken, sofern sie dies noch nicht tun.
Für die Zukunft wünschen wir all denen, die an verantwortlicher Stelle mitarbeiten werden, viel Glück verbunden mit der Hoffnung, dass der Grundgedanke unseres Vereins diesem auch weiterhin eine Existenz im sicherlich mannigfaltigem Vereinsangebot sichert.
Wir wünschen all unseren Mitgliedern und Gästen, die mit uns das 100-jährige Jubiläumsfest feiern, Spass und einige vergnügliche Stunden in unserem Kreise.
Glückauf und “HORRIDO”
Klaus Böning & Werner Wenzel
Groß gefeiert wurde der hundertste Geburtstag natürlich auch. Am Schützenfestsonntag wurden alle Gastvereine und deren Kapellen, nach einem Sternmarsch durch das ganze Dorf, auf dem Sportplatz der SSG begrüßt. Von dort aus marschierten unzählige schützenbegeisterte Gratulanten zum neuen Schützenplatz am Langewanneweg, um dort ausgiebig den hundertsten Geburtstag zu feiern. Ein Fest, über das heute noch im Dorf geschwärmt wird.
1995 machte man sich erste Gedanken über eine eigene Vereinszeitung, die auch dann kurz vorm Schützenfest 1996 an alle Mitglieder, durch die Vorstandsmitglieder, verteilt wurde. Das Wasserturm-Journal war geboren. Von nun an erscheint diese Zeitschrift 2 mal im Jahr und informiert die Mitglieder über das Vereinsgeschehen. Das war auch nötig, da der Verein 1997 bereits 857 Mitgleder zählte. 1997 wurde der Schützenplatz teilweise gepflastert, da man bei Regen den Platz kaum begehen konnte und das Schützenfest immer näher rückte. Unser Schützenfest war noch nicht ganz beendet, begann man das schon jetzt zu klein gewordene Vereinsheim anzubauen. Die Fertigstellung sollte vor dem Schützenfest 1998 sein. Auf der Jahreshauptversammlung 1998 machte man es sich weiter zur Aufgabe, direkt nach der Fertigstellung des Anbaus, es in Angriff zu nehmen, den Schützenplatz von der Stadt Hamm zu kaufen. Auf dieser Mitgliederversammlung musste auch ein neuer Schriftführer gewählt werden, da der erste Schriftführer (Horst Breitenbach) und auch dessen Stellvertreter (Jochen Supe) im Jahr zuvor starben. Gewählt wurde Frank Gaebler, der die neue Mitgliederzahl mit 953 bekanntgab. Am 30.05.1998 weihten wir unseren gerade rechtzeitig fertiggewordenen Anbau des Vereinsheims ein.
1999 stimmt die Jahreshauptversammlung einstimmig einem Konzept zu, welches über ein zinnsloses Darlehen einer großen Brauerei, den Platzkauf möglich macht und in vierteljährlichen Raten abgezahlt werden muss. Wie auch 1953 wählte man auf dieser Versammlung einen dritten Mann, der die beiden Vorsitzenden unterstützen sollte. Hier wurde Horst Effenberger zum 2. Hauptmann gewählt. Am 07.06.1999 unterschrieben der geschäftsführende Vorstand und die Stadtverwaltung einen notariellen Vertrag, der die Schützengesellschaft Berge als Eigentümer des Festgeländes am Langewanneweg ausweist. Nach 105 Jahren hatten wir endlich eine Heimat gefunden. In diesem Jahr musste erstmals eine außerordentliche Versammlung einberufen werden. Geänderte Bedingungen in Sachen Gemeinnützigkeit hatten uns veranlasst eine neue Satzung zu erarbeiten da man uns zwischenzeitlich die Gemeinnützigkeit aberkannt hatte. Diese Satzung wurde einstimmig angenommen. Ein Gang vors Gericht und die neue Satzung überzeugten allerdings das Finanzamt und wir wurden ab 2000 wieder gemeinnützig. Für das Jahr 1999 ist noch anzumerken, dass 1000 DM an hilfsbedürftige Kinder aus dem Kosovo gestiftet wurde. Unter dem Motto Kinder helfen Kindern wurde jede 2. Spielmarke des Kinderschützenfestes gespendet. Um die tausend Mark vollzubekommen spendete das Königspaar und dessen Hofstaat spontan die restlichen 200 DM.
Das Jahr 2000 war nicht nur für die Avantgarde ein besonderes Jahr, sondern auch für den Verein sollte es ein geschichtsträchtiges Jahr werden. Im März läd die Avantgarde befreundete Avantgarden und Spielleute ins Vereinsheim ein, um ihren 100-sten Geburtstag zu feiern. In der Vereinszeitung wurde ein 20 seitiges Festbuch mit abgeheftet, welches die Geschichte der Avantgarde aus den letzten 100 Jahren beschreibt. Schützenfestfreitag feierte die Garde mit befreundeten Avantgarden und Spielleuten mit einem großen Festumzug das Jubelfest. Einen Tag später begrüßt der erste Vorsitzende Klaus Böning , im Rahmen des Schützenfestes, das 1000-ste Mitglied der Schützengesellschaft Berge (Markus Sparding). Im Oktober wird erstmalig in der Vereinsgeschichte ein Oktoberfest über 2 Tage gefeiert. Da das Fest ein großer Erfolg war, wird es im nächsten Jahr wiederholt. Im Jahr 2000 wird auch beschlossen, den Schützenplatz zu verschönern. Der Schützenplatz soll weiter befestigt werden und ein Feuchtbiotop wird angebracht, um das absickernde Wasser aufzufangen.